Van Kraut: Strahlen

van kraut - strahlen
van kraut – strahlen

van Kraut

Titel: Strahlen
VÖ:
27.03.2015
omaha-records.de / timezone-records.de



Rezension (Album)

10/12

Mancher Tonträger findet einen geneigten Rezensenten mit einer schier unglaublichen Treffsicherheit. Jüngst passierte mir das mit van Krauts Debut Strahlen. Zum Reinschmecken genügte vor wenigen Wochen nur ein einziger Song – „Hausschuhe“. Ein solcher Songtitel schreckt entweder ob seiner Banalität ab oder macht erst recht neugierig. Mich machte er neugierig. Ich wollte schlichtweg mehr von diesem Stoff.

Nun liegt der Tonträger im CD-Format mit vollständiger Tracklist schon seit einigen Tagen vor. Einige Male hat ihn die Klappe des CD-Players schon geschluckt, bestens verdaut und dabei feine deutschsprachige Singer-/Songwriterkunst mehr oder minder laut in den Raum, besser noch in den Kopfhörer, gehaucht.

Van Kraut sind Christoph Kohlhöfer und Tobias Noormann. Vor nicht allzu langer Zeit waren sie zu Gast bei Jens Pfeifers Hamburger Küchensessions. Im dortigen Gästebuch sind hochkarätige Vertreter deutscher Liedermacherkunst gelistet, denen der ganz große kommerzielle Erfolg bisher zwar versagt blieb, die dafür aber mit umso großartigeren Produkten unsere Gehörgänge seit einigen Jahren verwöhnen.

Um nur einige der bekannteren Namen dieser illustren Szene zu nennen: Gisbert zu Knyphausen, Olli Schulz, Enno Bunger, Tom Liwa und ClickClickDecker waren in der Musikküche schon hautnah zu erleben. So bekam auch ich eine gewisse Vorahnung, in welchem Koordinatensystem sich auch van Kraut bewegen könnten.

Van Kraut ist nicht das erste gemeinsame Projekt von Kohlhöfer und Noorman

Bei _pappmaché, welches Kohlhöfer zunächst quasi als One-Man-Show ins Leben rief, ist Tobias Noormann bereits seit einigen Jahren Schlagzeuger.

Auf dem nun vorliegenden aktuellen Album „Strahlen“ kompiliert Kohlhöfer zehn Songs, bei denen Text und Musik allesamt aus seiner Feder stammen. Eine gewisse inhaltliche Nähe zu Gisbert zu Knyphausens Songkosmos ist dabei stellenweise nicht zu leugnen. Sich an den „Guten“ zu orientieren, ist doch völlig legitim.

Die Instrumentierung des Duos wechselt von sparsam bis opulent. Sind die beiden wirklich nur zu zweit? Im Studio schon, aber beide sind natürlich versierte Klangtüftler und „Spuren-Übereinander-Mischer“.

Atmosphärisch, melancholisch und sehr passable, lässig gesungene, Texte

Die zwei Künstler haben sich gesucht und gefunden. Und die Gitarren klingen einfach so schön! Hi-Fi statt Lo-Fi, falls jemand mit diesen Begriffen noch etwas anzufangen weiss. Kopfhörer sind dringend angeraten, um auch die kleinsten Fiep- und Zwischentöne zu genießen.

Ein Song hat es mir nach mehrfachem Hören besonders angetan – „Schaufenster“. Hätte auch ein sehr guter Tocotronic-Song werden können – „ein Hoch auf die Revolution!“

Die sogenannte „Hamburger Schule“ wirkt noch immer nach.

Am 27. März 2015 feiern van Kraut den CD-Release im Hamburger Molotow. Wenn’s nur nicht soweit weg wäre!

Liebevoll – und zur Musik passend – das Artwork von Tina Polster (Paulinenplatz – Raum für Gestaltung).

© Gerald Langer


Tracklist

Abgetragen
Hausschuhe
Ich bin soweit
Reflektierte Strahlen
Blechschaden
Klassentreffen
Schwebend nebenher
Schaufenster
Keine Spucke mehr
Okay


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