Motorjesus
Titel: Electric Revelation
VÖ: 21.02.2014
Label: Arttofact
Format: CD, Download, Vinyl
Inhalt
Rezension (Album)
Höre ich Mönchengladbach, denke ich an Fußball, obwohl ich für diesen Sport nicht sehr viel übrig habe. Motorjesus kommen aus dieser nordrhein-westfälischen Stadt. Ob sie wirklich Fans der Borussen sind, vermag ich nicht einzuschätzen. Ihr Herz schlägt offensichtlich mehr für aufgemotzte Motoren und für alle damit zusammenhängenden Klischees. Nomen est omen, würde der Lateiner sagen.
Im Jahre 1990 noch als The Shitheadz firmierend, hat die Band im Laufe ihrer Genese einige personelle Wechsel und auch die Namensänderung zu Motorjesus hinter sich gebracht. Gitarrist Guido Reuss ist somit das einzige Gründungsmitglied in der jetzigen Formation. Die Realisierung ihres mittlerweile vierten Albums stand zunächst auch nicht gerade unter einem guten Stern, war doch Sänger Chris erkrankt. In den letzten Wochen hat die Band einige Konzerte eingespielt, dabei sicherlich auch den einen oder anderen Song des neuen Albums auf Publikumswirksamkeit erproben können.
Nun zum neuen Album von Motorjesus, das äußerlich erst einmal durch einschlägiges Album-Artwork besticht. In der Mitte, quasi als Symmetrieachse angeordnet, ein langhaariger Raucher mit Dornenkrone über dem das Bandlogo prangt. Wer ist hier wohl gemeint? Trotz lässiger Pose steht der Mann erkennbar unter Strom. Zu seinen Füssen zwei metallene Skorpione, die sich auf ihn zu bewegen. Im Hintergrund diverse Motels, eine Zapfsäule, ausbrennende amerikanische Schlitten und Reifenstapel, der Himmel scheint zu brennen – irgendwie Endzeitstimmung!
Und der Inhalt, die Songs von Motorjesus?
Mit The Arrival beginnt das Album sehr verhalten. Man hört ein Fahrzeug vorfahren, auf dem Asphalt anhalten und von der Ferne das Heulen des Windes, Glockenläuten, Hundebellen und funkensprühende Kabel
Und schon geht’s los mit Dead Man Walking, der Auftakt zu Trouble in Motor City. Melodic-Hard-Rock vom Feinsten! Bei den beiden nachfolgenden Songs The Run und Speed Of The Beast bleibt das Gaspedal durchgetreten, bevor bei Back In The Action Car das Tempo – scheinbar – etwas gedrosselt wird.
Offensichtlich wird nach einem an einen Unfall erinnernden Scheppern das Fahrzeug gewechselt. Mit Rust wird auf Ballade heruntergeschaltet. Die Maschine muss schließlich etwas geschont werden. Die Höllenfahrt ist ja längst nicht vorbei.
Bei 100.000 Volt Survivor nimmt das Gefährt wieder Fahrt auf, um im Titelsong Electric Revelation wieder auf Top-Speed zu schalten. Während Midnight Rider und The Warning arbeitet der Turbo bereits auf Hochtouren. Bei Resurrection Man wird nur leicht runtergeschaltet, bevor es bei Dead Army bei Highspeed weitergeht. Selbst beim letzten Song, The Right Hand Of The Devil, bleibt die rechte Hand am Schaltknüppel, um wenigstens noch einmal kurz hochzuschalten.
Die letzten dreißig Sekunden müssen reichen, um das ungestüme Fahrzeug mit akustischer Gitarre etwas zu besänftigen und zum Stillstand zu bringen.
Electric Revelation ist ein fast fünfzigminütige Parforceritt durch schnellen Melodic-Hard-Rock, allerdings nicht auf einem Rennpferd im Galopp, sondern mit einem dicken, fetten Sechszylinder, breiten Schlappen, mit durchgetretenem Gaspedal und mit dem ständigen Geruch nach verbranntem Gummi und Benzin in der Nase.
Freunde ultraflotten E-Gitarrensounds werden auf jeden Fall viel Spaß mit diesem Album haben. Vor allem, weil man sich immer wieder erinnert, wie harmlos dieses Album mit The Arrival startet. Mit der Repeatschaltung am Player ist der Neustart jederzeit und problemlos möglich.
Tracklist
01 The Arrival
02 Trouble In Motor City
03 The Run
04 Speed Of The Beast
05 Back In The Action Car
06 Rust
07 100.000 Volt Survivor
08 Electric Revelation
09 Midnight Rider
10 The Warning
11 Resurrection Man
12 Dead Army
13 The Right Hand Of The Devil
Line-Up
Andy Peters – Guitars
Chris „Howling“ Birx – Vocals
Guido Reuss – Guitars
Roman Jasiczak – Bass
Oliver Beck – Drums