
Pink Floyd
Album: Wish You Were Here (50th Anniversary)
Format: Blu-ray, Vinyl, CD, Digital
VÖ: 12.12.2025
Label/Vertrieb: Sony
Website: https://www.pinkfloyd.com
Inhaltsverzeichnis
Rezension (Blu-ray)
Vorgeschichte
Ich besitze bereits zahlreiche Editionen von Pink Floyd’s Wish You Were Here in meinem Regal stehen. Sehr intensive Erinnerungen verbinde ich mit dem Vinyl der Erstausgabe 1975.
Im Rahmen des Besuches des Christkindlesmarktes in Nürnberg mit Papa, mama und Schwester begab ich mich damals in die Breite Gasse. Dort war ein bekannter Plattenladen situiert, dessen Name mir leider entfallen ist. War es GOVI, Groovers … ?
Hier erstand ich jedenfalls das in pechschwarze Plastikfolie eingeschweißte Album als Erstausgabe, das ich noch während der Fahrt nach Hause enthüllte. Der spezielle Geruch dieser Folie ist mir bis heute in Erinnerung geblieben.

50th Anniversary Editions – meine Wahl
Natürlich fieberte auch ich der vor wenigen Tagen erschienenen Neuedition entgegen, die, wie üblich, in unterschiedlichen Formaten angeboten wird.
Ich hatte mich bereits vor Monaten für die Blu-ray entschieden, enthält sie alles, was mich besonders interessiert. Insbesondere die diversen Mehrkanal-Mixe machten für mich den Reiz aus.
Blu-ray: Konzept und Umfang
Die Blu-ray konzentriert sich zum einen auf das Herzstück dieses Pink Floyd Albums, zum anderen erweitert sie es zugleich um typische Archivangebote und Live-Material.
- Das Originalalbum liegt in einem neuen Dolby-Atmos-Mix von James Guthrie vor, dazu kommen der 2011 erstellte 5.1-Surround-Mix, der ursprüngliche Stereo-Mix von 1975 und der historische 4.0-Quad-Mix.
- Ergänzt wird der Nukleus des Klassikers von Pink Floyd durch 25 Bonustracks, davon 9 seltene Studioaufnahmen und 16 Live-Mitschnitte aus der Los Angeles Sports Arena vom 26. April 1975, die auf einer legendären Aufnahme von Mike Millard basieren und von Steven Wilson restauriert und remastert wurden. Wish You Were Here wurde hier auszugsweise weit vor dem eigentlichen Erscheinen des Albums präsentiert.
Damit ist die Disc deutlich mehr als ein bloßes „High-Res-Reissue“:
Die verschiedenen Mischungen machen die Produktionsgeschichte des Albums hörbar, während die Bonustitel den Weg von den frühen Skizzen bis zur Bühne nachzeichnen.
Tracklist und Bonusmaterial
Das ursprüngliche Studioalbum besteht, formal betrachtet, aus fünf Tracks, wobei „Shine On You Crazy Diamond“ das Werk als zweiteilige Suite rahmt.
Hauptalbum (alle Mix-Varianten)
- Shine On You Crazy Diamond (Parts 1–5)
- Welcome to the Machine
- Have a Cigar
- Wish You Were Here
- Shine On You Crazy Diamond (Parts 6–9)
Bonusmaterial (Stereo / Studio-Raritäten)
- Wine Glasses – ein frühes, klangexperimentelles Fragment, das bereits die späteren Synthieflächen erahnen lässt.
- Have A Cigar (Alternate Version) – eine alternative Studiofassung, die Nuancen im Arrangement und in der Dynamik freilegt.
- Wish You Were Here (featuring Stéphane Grappelli) – die bekannte Version mit dem Jazz-Geiger.
- Shine On You Crazy Diamond (Early Instrumental Version, Rough Mix) – ein Blick auf die Grundstruktur des Stücks, bevor der Gesang hinzukam.
- The Machine Song (Roger’s Demo) und The Machine Song (Demo #2, Revisited) – frühe Entwürfe zu dem, was später als „Welcome to the Machine“ in die Bandgeschichte eingehen sollte.
- Wish You Were Here (Take 1) – eine frühe Version, die den Song noch verletzlicher und unmittelbarer wirken lässt. Syd Barrett, das Sagen umwobene Gründungsmitglied von Pink Floyd, ist spürbar.
- Wish You Were Here (Pedal Steel Instrumental Mix) – eine instrumentale Version, die Gilmour’s Gitarre in den Vordergrund stellt.
Die Blu-ray enthält zudem drei kurze Konzertfilme der 1975er Tour von Pink Floyd sowie einen absolut sehenswerten, grafisch höchst imposanten, Kurzfilm von Storm Thorgerson, der die visuelle Dimension der ursprünglichen Kampagne zum Album in den Mittelpunkt stellt.
Klang, Mixe und Atmosphäre
Die wesentliche Attraktion dieser Ausgabe ist wohl der neue Dolby-Atmos-Mix, der die räumliche Struktur des Albums öffnet. Leider kann ich das noch nicht überprüfen, da mir das Equipment derzeit noch fehlt.
Der 2011er 5.1-Mix präsentiert kann mich in seiner Räumlichkeit schon überzeugen,. Der originale 4.0-Quad-Mix ist ein Zeitdokument jener Phase, in der die Idee des Raumklangs eher noch experimentellen Charakter hatte.
Der ursprüngliche Stereo-Mix von 1975 bleibt als Referenz erhalten und ermöglicht unmittelbare A/B-Vergleiche – eine Einladung, nicht nur nostalgisch zu hören, sondern bewusst zu analysieren, wie sich Mischästhetik und Klangideale in 50 Jahren verschoben haben (oder möglicherweise gleich geblieben sind).
Live-Material, Historie und Kontext
Die 16 Live-Tracks von Los Angeles 1975 basieren auf einem Mitschnitt des legendären „Taper“ Mike Millard, dessen Aufnahmen lange Zeit nur als Bootleg kursierten und nun offiziell, restauriert und remastert, für beinharte Pink Floyd Fans zugänglich gemacht wurden.
Steven Wilson hat dieses Live-Material klanglich restauriert, ohne den historischen Charakter zu verheimlichen.
Im Gesamtkontext bekommt diese Zeitdokumentation ein besonderes Gewicht, weil sie Pink Floyd in jener Phase zeigt, in der die Band im Spannungsfeld zwischen Kunst und kommerziellem Druck agierte. Innerhalb kurzer Zeit veröffentlichten Pink Floyd schließlich die beiden epochalen Alben Dark Side Of The Moon und Wish You Were Here.
Line-up, Credits und editorische Details
Aufgenommen wurde „Wish You Were Here“ ursprünglich 1975 in den Abbey Road Studios in London, produziert von Pink Floyd selbst, mit einem Team, das hier in der Blu-ray-Edition in seiner ganzen Breite gewürdigt wird.
Line-up (Pink Floyd)
- David Gilmour – Gitarren, Lead- und Backing-Vocals
- Roger Waters – Bass, Akustikgitarre, Lead- und Backing-Vocals, Konzeption
- Richard Wright – Keyboards, Synthesizer, Backing-Vocals
- Nick Mason – Schlagzeug, Percussion
Weitere Beteiligte und spezielle Credits (Auswahl)
- Stéphane Grappelli – Violine auf „Wish You Were Here“ (Bonusversion)
- James Guthrie – Dolby-Atmos-Mix und tontechnische Gesamtbetreuung der Jubiläumsausgabe
- Steven Wilson – Restauration und Remastering der Live-Aufnahmen von 1975.
- Storm Thorgerson / Hipgnosis – ursprüngliche Coverkonzeption und Kurzfilm; die Jubiläumsedition knüpft designseitig an die ikonische Hülle an
Für wen sich die Blu-ray lohnt
Die Blu-ray der noch umfangreicheren Jubiläumsausgabe ist keine beiläufige Ergänzung eines „Must-Have-Albums“ von Pink Floyd, sondern ein Werkstattarchiv, zum Teil sogar in High Definition.
- Für Surround- und Atmos-Enthusiasten bietet die Edition Referenz-Beispiele dafür, wie immersive Formate klassische Alben neu erfahrbar machen können, ohne sie ihrer Magie zu entrauben.
- Für Bootlegger ist die offizielle Veröffentlichung des Konzertmitschnitts, kuratiert und restauriert von Steven Wilson, ein gewichtiges Kaufargument.
Unterm Strich gelingt es dieser 50th Anniversary Blu-ray, die alte Spannung von „Wish You Were Here“ – zwischen Verletzlichkeit und großformatiger Klangarchitektur – in die Gegenwart zu transferieren und den Hörer buchstäblich mitten in dieses klanglich opulente Spannungsfeld zu stellen.
Die originäre Stereo-Edition dieses superben Albums von Pink Floyd auf Vinyl bleibt auch weiterhin unverzichtbar.
Tracklist (Übersicht)
Album „Wish You Were Here“
- Shine On You Crazy Diamond (Pts. 1–5)
- Welcome to the Machine
- Have a Cigar
- Wish You Were Here
- Shine On You Crazy Diamond (Pts. 6–9)
(Diese fünf Tracks liegen auf der Blu-ray in mehreren Mixes vor: Dolby Atmos, 5.1 Surround, original Stereo und 4.0 Quad.)
Bonus Audio Material (Stereo – Studio-Raritäten)
- Wine Glasses
- Have a Cigar (Alternate Version)
- Wish You Were Here (featuring Stéphane Grappelli)
- Shine On You Crazy Diamond (Early Instrumental Version, Rough Mix)
- The Machine Song (Roger’s Demo)
- The Machine Song (Demo #2, Revisited)
- Wish You Were Here (Take 1)
- Wish You Were Here (Pedal Steel Instrumental Mix)
- Shine On You Crazy Diamond (Pts. 1–9, New Stereo Mix)
Live-Bootleg: Los Angeles Sports Arena, 26. April 1975
(„Mike Millard“-Mitschnitt, komplett in Stereo auf der Blu-ray enthalten.)
- Raving and Drooling
- You’ve Got To Be Crazy
- Shine On You Crazy Diamond (Pts. 1–5)
- Have a Cigar
- Shine On You Crazy Diamond (Pts. 6–9)
- Speak to Me
- Breathe (In the Air)
- On the Run
- Time
- The Great Gig in the Sky
- Money
- Us and Them
- Any Colour You Like
- Brain Damage
- Eclipse
- Echoes
Video-Inhalte
Zusätzlich gibt es Konzert-Screen-Filme von der 1975er-Tour und einen kurzen Film von Storm Thorgerson
- Shine On You Crazy Diamond (Part 1) – concert screen film, 1975 tour
- Shine On You Crazy Diamond – concert screen film, 1975 tour
- Welcome to the Machine – concert screen film, 1975 tour
- Storm Thorgerson Short Film (2000)