Devon Allman: The Blues Summit

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©-Devon-Allman_The-Blues-Summit_RUF Records

Devon Allman

Titel: The Blues Summit
Formate: Vinyl, CD, Digital
VÖ: 25.07.2025
Label/Vertrieb: RUF Records
Homepage: https://devonallmanproject.com


Inhaltsverzeichnis

Rezension (Album)

Devon Allman: Dieser Nachname ist eben auch ein Auftrag

Devon Allman, 1972 in Corpus Christi, Texas, geboren, ist ein US-amerikanischer Gitarrist, Sänger, Songwriter und Produzent, der das Erbe der Allman-Family in die Gegenwart trägt und zugleich als eigenständige Stimme im zeitgenössischen Blues- und Roots-Rock Profil gewonnen hat.

Als Sohn von Gregg Allman wuchs er zwischen Tourbussen, Proberäumen und Studioatmosphäre auf, entschied sich jedoch früh, seinen eigenen Weg zu gehen: weniger als Replik der Allman Brothers, mehr als stiloffener Musiker, der Blues, Southern Rock, Soul und Americana zu einem modernen, Melodie betonten Sound verbindet.

Seine ersten prägenden Schritte machte Devon Allman in St. Louis, wo er in den 1990ern lokale Bands formte und Songwriting-Handwerk, Bühnenpräsenz und Bandführung verfeinerte.

Den breiteren Durchbruch markierte die Gründung von Honeytribe (später Devon Allman’s Honeytribe): Mit dem Debüt Torch (2006) und den intensiven Live-Shows zeigte er ein kraftvolles, riffbetontes Blues-Rock-Verständnis, das von warmen Orgelflächen, fließenden Gitarrenlinien und einer souligen Gesangsfarbe getragen wurde.

Internationale Aufmerksamkeit erhielt Allman zudem als Teil von Royal Southern Brotherhood – der All-Star-Formation mit Cyril Neville –, deren Groove-getränktes Gemisch aus Funk, Blues, Soul und Southern-Elementen ihn als Ensemble-Spieler mit Gespür für Dynamik und kollektive Spannungsbögen profilierte.

Parallel etablierte er sich mit Soloalben als Künstler mit eigener Handschrift:

Turquoise (2013) und Ragged & Dirty (2014) verbanden energiegeladenen Blues-Rock mit Songwriter-Nuancen, während Ride Or Die (2016) und später Miami Moon stärker atmosphärische Texturen integrierten.

Charakteristisch ist seine Fähigkeit, vintage-getreue Klangfarben – etwa warme Röhren-Gitarren und Orgeln – zu nutzen, ohne sich in Nostalgie zu verlieren.

Live baute Devon mit dem Devon Allman Project eine Plattform, die kollaboratives Musizieren in den Mittelpunkt stellt: wechselnde Gäste, extended Jams, aber auch kompakte Songformate, die das Publikum durch Melodie und Groove binden.

Sein Gitarrenspiel schöpft hörbar aus südlichen Wurzeln:

Lyrische Phrasierung, singender Ton, kontrolliertes Vibrato und eine Vorliebe für eingängige Melodien.

Textlich balanciert Allman persönliche Reflexionen mit archetypischen Blues-Themen, meidet plakative Pose und sucht stattdessen den organischen Fluss von Gefühl, Form und Klang.

The Blues Summit – Ein Treffen der Blues-Elite

Devon Allmans neuestes Werk „The Blues Summit“ ist eine beeindruckende Kollaboration, die beweist, dass der Sohn der Allman Brothers-Legende Gregg Allman seinen eigenen künstlerischen Weg gefunden hat.

Das 2025 über Ruf Records veröffentlichte Album vereint einige der bedeutendsten Blues-Musiker unserer Zeit zu einem kraftvollen Statement, das sowohl Tradition würdigt als auch neue Wege erkundet.

Konzept und Philosophie

Der Titel „Blues Summit“ ist programmatisch zu verstehen – nicht nur als Gipfeltreffen verschiedener Generationen von Blues-Musikern, sondern auch als Höhepunkt in Devon Allmans bisheriger Laufbahn. Anders als sein Vorgängeralbum „Miami Moon“ mit seinen Jazz-Fusion-Einflüssen und afro-kubanischen Rhythmen, präsentiert sich „The Blues Summit“ als authentisches Blues-Album durch und durch.

Devon Allman zeigt hier seine bemerkenswerte Großzügigkeit als Bandleader, indem er etwa die Hälfte der zehn Tracks seinen Gästen überlässt und sich selbst zurücknimmt.

Die Gastmusiker und ihre Beiträge

Das Herzstück des Albums bilden die hochkarätigen Gastauftritte. Jimmy Hall, bekannt als Leadsänger und Mundharmonika-Spieler von Wet Willie und für seine Kollaborationen mit Jeff Beck, prägt das Album nachhaltig. Seine kraftvolle Stimme und sein virtuoses Mundharmonika-Spiel sind besonders auf „Blues Is A Feelin““ zu hören, einem rhythmischen Stück, das von acht leidenschaftlichen Musikern dargeboten wird.

Larry McCray, der in Arkansas geborene Blues-Gitarrist, übernimmt sowohl kompositorische als auch performative Verantwortung. Sein Beitrag „Hands and Knees“ zeigt seinen charakteristischen, von B.B. King beeinflussten Sound mit kristallklaren Licks und einem warmen Ton. McCray ist außerdem Co-Autor von „Gettin‘ Greasy With It“, einem funky Memphis-inspirierten Quasi-Instrumental, das von den Memphis Horns verstärkt wird.

Sierra Green aus New Orleans bringt ihre beeindruckende Stimme in das langsame, sinnliche Soul-Stück „Real Love“ ein, das Allman’s Songwriting-Fähigkeiten unterstreicht.

Christone „Kingfish“ Ingram, einer der aufstrebenden Stars der Blues-Szene, verleiht dem Albumopener „Runners In The Night“ mit seinem virtuosen Gitarrenspiel zusätzliche Strahlkraft.

Robert Randolph ergänzt mit seiner charakteristischen Pedal-Steel-Gitarre das Gospel getränkte „Peace To The World“.

Musikalische Vielfalt und Arrangements

Das Album bewegt sich geschickt zwischen verschiedenen Blues-Stilrichtungen. Die drei einleitenden Tracks „Runners in the Night“, „Blues is a Feeling“ und „Peace to the World“ repräsentieren sehr starke Momente des Albums und zeigen Allman’s vielseitige musikalische Einflüsse – von Tom Petty-ähnlichem smoothen Blues über Mundharmonika lastigen Country-Blues bis hin zu orgelbetonten Hymnen im Stil von Three Dog Night.

Besonders bemerkenswert ist die Interpretation von Jimi Hendrix‘ oft gecovertem „Little Wing“. Anstatt dem vertrauten Arrangement zu folgen, nimmt er sich mutige Freiheiten heraus und fügt unerwartete, dichte Rhythmusgitarren-Schichten hinzu – ein Verdienst, das auch dem Gitarristen und Co-Produzenten Jackson Stokes gebührt. Diese kreative Neuinterpretation zeigt Allman’s Bereitschaft, immer wieder auch nach vorne zu blicken, anstatt nur die Vergangenheit zu zelebrieren.

Die Willie Dixon-Klassiker-Interpretation „Wang Dang Doodle“ gerät zu einem ausgelassenen, händeklatschenden und fußstampfenden Spektakel mit Jimmy Hall als Leadvokalist.

Das atmosphärische Instrumentalstück „Midnight Lake Erie“, das den Abschluss bildet, fungiert als stimmungsvolles Gegenstück zu „Midnight Lake Michigan“ von Allman’s 2014er Album „Ragged & Dirty“.

Produktion und Sound

Aufgenommen in den Sawhorse Studios in St. Louis, vermittelt das Album dennoch häufig eine Memphis-Atmosphäre – ein Effekt, der nicht zuletzt durch die Beteiligung der legendären Memphis Horns auf drei Tracks erreicht wird. Die Produktion von Devon Allman und Jackson Stokes schafft einen warmen, organischen Sound, der den verschiedenen Musikerpersönlichkeiten genügend Raum gibt.

Das durchgehend präsente Rhythmus-Fundament wird von John Ginty (Keyboards), John Lum (Schlagzeug) und Justin Corgan (Bass) gebildet, allesamt Mitglieder der Allman-Betts Band. Diese Kontinuität verleiht dem Album trotz der vielen Gäste eine kohärente musikalische Basis.

Fazit

„The Blues Summit“ etabliert sich als eines dersich am stärksten am Blues orientierenden Alben in Devon Allman’s Diskographie und demonstriert eindrucksvoll seine Entwicklung als Künstler, der sowohl das Erbe seines Vaters ehrt als auch seinen eigenen musikalischen Weg beschreitet.

Die gelungene Balance zwischen traditionellen Blues-Elementen und zeitgenössischen Interpretationen, kombiniert mit der großzügigen Einbindung hochkarätiger Gastmusiker, macht dieses Album zu einem würdigen Beitrag zur Blues-Tradition.

Allman beweist hier seine Qualitäten nicht nur als Songschreiber und Gitarrist, sondern auch als visionärer Teamplayer, der unterschiedliche Talente zu einem kohärenten und kraftvollen musikalischen Statement vereint.

© Gerald Langer


Tracklist

  1. Runners In The Night (feat. Christone „Kingfish“ Ingram) – 4:25
  2. Blues Is A Feelin‘ (with Jimmy Hall) – 3:47
  3. Peace To The World (with Jimmy Hall, feat. Robert Randolph) – 3:35
  4. Real Love (feat. Sierra Green) – 6:09
  5. After You – 4:33
  6. Gettin‘ Greasy With It (Larry McCray) – 3:24
  7. Wang Dang Doodle (Willie Dixon) – 4:10
  8. Hands and Knees (Larry McCray) – 3:22
  9. Little Wing (Jimi Hendrix) – 6:27
  10. Midnight Lake Erie – 5:32

Line-Up

Kernbesetzung:

  • Devon Allman – Gesang, Lead- und Rhythmusgitarre
  • Jackson Stokes – Lead- und Rhythmusgitarre, Co-Produktion
  • John Ginty – Keyboards (Tracks 1-6, 8, 10)
  • John Lum – Schlagzeug
  • Justin Corgan – Bass

Gastmusiker:

  • Jimmy Hall – Lead-Gesang, Mundharmonika
  • Larry McCray – Gesang, Leadgitarre
  • Sierra Green – Lead- und Background-Gesang
  • Christone „Kingfish“ Ingram – Leadgitarre
  • Robert Randolph – Pedal Steel
  • David Gomez – Saxophon, Perkussion
  • Mark Hockberg – Streicher

Horn-Sektionen:

  • The Memphis Horns – Bläser (Tracks 1, 6, 8)
  • Funky Butt Brass Band

Credits


Produzent: Devon Allman
Co-Produzent: Jackson Stokes
Engineering und Mix: Chris Turnbaugh
Mastering: Brad Sarno
Executive Producer: Thomas Ruf
Label: Ruf Records
Aufgenommen in: Sawhorse Studio, St. Louis


YouTube (Honeytribe Live)


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