Peter Gabriel: Live At WOMAD 1982

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Peter Gabriel

Titel: Live At WOMAD 1982
Formate: Digital
VÖ: 08.08.2025
Label/Vertrieb: Peter Gabriel Ltd.
Homepage: https://petergabriel.com


Inhaltsverzeichnis

Rezension (Album)

Es ist schön, nach dem Frühstück festzustellen, dass man als Bandcamp-Abonnent von Peter Gabriel ein unerwartetes Präsent in seiner dort befindlichen Sammlung vorfindet.

Live At WOMAD 1982 – Ein historischer Moment

Am 16. Juli 1982 betrat Peter Gabriel die Bühne des Showering Pavilion beim allerersten WOMAD Festival in Somerset – und niemand ahnte, dass sie Zeugen eines der bedeutendsten Konzerte der Rock-Geschichte werden würden. Was das Publikum an diesem Freitagabend erlebte, war nicht nur ein außergewöhnliches Live-Konzert, sondern die Weltpremiere von sieben Songs eines Albums, das erst zwei Monate später erscheinen sollte: „Peter Gabriel 4“ (auch bekannt als „Security“).

Ein Festival am Rande des Ruins

Gabriel selbst erinnert sich lebhaft an diese Nacht: „Normalerweise wäre ich sehr nervös gewesen, zum ersten Mal so viel neues Material zu spielen, aber mein Kopf war völlig mit dem ersten WOMAD Festival und der potenziellen finanziellen Katastrophe beschäftigt, auf die es zusteuerte“.

Vielleicht ist es genau diese Anspannung und Unsicherheit, die dem Auftritt eine einzigartige Energie und Authentizität verlieh, die durch die heute veröffentlichten Aufnahmen spürbar ist.

WOMAD (World Of Music, Arts & Dance)

Das WOMAD-Konzept war damals revolutionär: ein Festival, das Weltmusik nicht als Beiwerk behandelte, sondern diese Künstler als gleichberechtigte Headliner präsentierte. Die 60 Bands aus über 20 Ländern sollten beweisen, dass Musik eine universelle Sprache ist – ein Ideal, das Peter Gabriel zeitlebens verfolgt.

Eine außergewöhnliche Besetzung

Gabriels Band war für diesen Abend perfekt zusammengestellt: David Rhodes an der Gitarre, John Giblin am Bass, Larry Fast an den Synthesizern, Jerry Marotta am Schlagzeug und Peter Hammill als zusätzlicher Gitarrist und Sänger. Besonders bemerkenswert war die Beteiligung von Ekomé, einer Trommel- und Tanzgruppe aus Bristol, die den Songs eine zusätzliche rhythmische und interkulturelle Dimension verlieh.

Diese Mischung aus etablierten Musikern und experimentellen Elementen spiegelte perfekt Gabriels damalige künstlerische Vision wider. Der Einsatz des Fairlight CMI, eines der ersten digitalen Sampling-Keyboards, brachte völlig neue Klangwelten auf die Bühne.

Musikalische Brillanz zwischen Nervosität und Innovation

Die neun Songs des Konzerts zeigen Gabriel auf dem Höhepunkt seiner damaligen kreativen Schaffenskraft. „Shock the Monkey“ und „The Rhythm of the Heat“ – später zu Klassikern des Gabriel-Kanons geworden – erklangen hier zum ersten Mal live. Die hypnotischen Rhythmen von „San Jacinto“ und die eindringliche Intensität von „I Have the Touch“ demonstrierten bereits die Richtung, die Gabriel mit seinem vierten Album einschlagen würde.

Besonders „The Rhythm of the Heat“ erwies sich als Höhepunkt des Abends. Die Kombination aus den traditionellen Trommeln von Ekomé und Gabriels innovativer Elektronik schuf eine fast rituelle Atmosphäre, die das WOMAD-Ideal perfekt verkörperte. Das Publikum erlebte, wie westliche Rockmusik und Weltmusik zu einer neuen, kraftvollen Einheit verschmolzen.

Ein Publikum zwischen Welten

Gabriel selbst beschrieb das Publikum als „aufgeschlossen, mutig und neugierig“ – Menschen, die bereit waren, sich auf Unbekanntes einzulassen. Diese Offenheit war entscheidend, denn was sie hörten, war größtenteils unbekanntes Material eines Künstlers, der zuvor bereits für seine experimentellen Tendenzen bekannt war.

Der Abschluss mit „Biko“, Gabriels eindringlichem Protest gegen die Apartheid, rundete den Abend auf perfekte Weise ab. Es war ein Song, der bereits etabliert war, aber in diesem Kontext – umgeben von Weltmusik und internationalen Künstlern – eine zusätzliche politische und emotionale Dimension erhielt.

Vermächtnis eines besonderen Moments

Heute, mehr als 40 Jahre später, wird die historische Bedeutung dieses Konzerts erst richtig deutlich. WOMAD entwickelte sich zu einem globalen Phänomen mit über 160 Ausgaben in 27 Ländern. Gabriel selbst bezeichnete es als „einen Meilenstein und ein gewagtes Konzert für mich, sowohl persönlich als auch musikalisch“.

Die heutige Veröffentlichung von „Live at WOMAD 1982“ ermöglicht es uns, diesen magischen Moment nachzuerleben – eine Zeit, als ein visionärer Künstler und ein mutiges Publikum gemeinsam ein Stück Musikgeschichte schrieben.

Im Moment ist dieses Album nur digital verfügbar, eine physische Veröffentlichung ist jedoch geplant.

Im Juni 1983 wurde Peter Gabriel Plays Live veröffentlicht. Es klingt sicherlich etwas gefälliger und aufnahmetechnisch professioneller. Die Songs sind perfekt arrangiert.

Peter Gabriel habe ich 1983 in Frankfurt’s Alter Oper und in Straßburg auf der Bühne erleben dürfen. Es war sensationell.

An Live At WOMAD 1982 gefällt mir indes das noch etwas „Ungehobelte“ und „Raue“ dieser Vorabveröffentlichungen aus seinem 4. Studioalbum, das am 6. September 1982 veröffentlicht wurde.

Einen Wunsch hätte ich ja noch:

Eine offizielle Veröffentlichung von Peter Gabriel At Rockpalast 1978.

© Gerald Langer


Hörtipp


Tracklist

  1. San Jacinto
  2. The Family and the Fishing Net
  3. I Have the Touch
  4. Lay Your Hands on Me
  5. Shock the Monkey
  6. I Go Swimming
  7. The Rhythm of the Heat
  8. Kiss of Life
  9. Biko

Line-Up

  • Ekomé Schlagzeug, Perkussion
  • Larry Fast Synthesizer
  • Peter Gabriel Gesang, Keyboards
  • John Giblin Bassgitarre
  • Peter Hammill E-Gitarre, Begleitgesang
  • Jerry Marotta Schlagzeug
  • David Rhodes E-Gitarre

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