Martin Sonneborn: Posthalle Würzburg 2016

Martin Sonneborn

Datum: 19.02.2016
Venue: Posthalle Würzburg
Show: „Faul und bösartig“ – Krawall und Satire
Autor: Gerald Langer


Bericht vom Live-Auftritt

Würzburg (music-on-net) – Es ist zwar nicht Wahlkampf, aber der EU-Europa-Abgeordnete Martin Sonneborn (Die Partei) hat sich nach „arbeitsreicher“ Woche in Brüssel für den heutigen Freitagabend dennoch in der sehr gut gefüllten und bestuhlten Posthalle angekündigt.

Martin Sonneborn und sein Job in Brüssel

Der Job in Brüssel sei an sich locker zu machen. Zudem könne er die Fahrtkosten mit 50 Cent/km abrechnen.

Das Programm der Partei „Die Partei“ – das unter anderem den Wiederaufbau der Mauer vorsieht und mittlerweile in weiten Teilen Europas aufgegriffen würde – sei zwar ambitioniert, aber aktueller denn je. Sicherlich auch ein Beweis dafür, dass „Die Partei“ bei ihrer Gründung 2004 bereits über den nötigen Weitblick beim Mauerbau verfügte.

Aber für wen und was denn überhaupt ein ausführliches Parteiprogramm, an das man sich am Schluss ohnehin nicht hielte?

Da ist es doch viel aufrichtiger,  einige „Die Partei“ – Plakate mit dem bloßen Hinweis „Inhalte überwinden“ überkleben zu lassen. Und wenn der Partei „Die Partei“ dann tatsächlich überhaupt nichts mehr an (nur scheinbaren) „No-Sense-Plakaten“ einfallen sollte, bleibt ja noch der hilfreiche „Partei-Plakat-Ergänzungsaufkleber“, der manchen – öffentlich aufgehängten – Sonderling von CDU, CSU und SPD ins rechte oder linke Licht rückt. Gerade die „Trümmer- und Spaßpartei FDP“ hat Sonneborn in sein Herz geschlossen.

Die Wochenzeitung Focus hat sich dem „gewählten“ Faulenzer Martin Sonneborn ebenfalls angenommen. Demnach scheint sich insbesondere „EU-Parlamentarier-Kollege Elmar Brok“ über seinen smarten Kollegen von „Die Partei“ richtig aufzuregen. Kann man verstehen, wenn man sich das von Sonneborn veröffentlichte Foto des „150 bis 160 Kilogramm schweren“ schlafenden CDU-Urgesteins auf der großen Leinwand in der Posthalle ansieht. EU-Arbeit ist eben Schwerstarbeit, wird dafür aber fürstlich belohnt.

Auch Martin Sonneborn kassiert – jawohl, auf unser aller Kosten. Darüber kann man sich aufregen, darüber muss man sich sogar aufregen! Man soll eben nicht weggucken, bloss weil man meint, dagegen ja doch nichts unternehmen zu können!

Sind wir doch mal ehrlich und sehen alles relativ! Was sind geschätzte 160.000 € Einkommen per anno für Martin S., wenn sich die Institution EU einmal im Monat den Umzug von Brüssel nach Straßburg und wieder zurück leistet? Er befindet sich dabei in Belgien und Frankreich in bester Gesellschaft mit anderen, allerdings überwiegend „ausrangierten Politikern“, die – von den Mutterparteien unendlich geliebt und weggelobt – dort so etwas wie ihr eigenes Endlager gefunden haben.

Viel Unsinniges wird in Brüssel von den Parlamentariern, ihrem Stab an Mitarbeitern und einer Heerschar an Lobbyisten in Form von Handlungsanweisungen für die Mitgliedsländer erdacht, was die lokale Exekutive und das betroffene Volk häufig nur den Kopf schütteln lässt.

Lediglich ein Martin Sonneborn ist keinesfalls in der Lage, sich dieser Flut an bürokratischem Irrsinn an einem bis zwei Tagen in der Woche entgegen zu stellen. Gott sie Dank gibt es längere Sommerpausen, sonst würde der Mann den dortigen Stress beim steuerlich subventionierten Auslandsaufenthalt nicht überstehen.

Dafür konnte der Grimme-Preisträger sein Handicap beim Golfspiel im eigenen Büro bestimmt verbessern. Leider haben die Verantwortlichen vergessen, die Transportkoffer für den Transfer Brüssel-Straßburg so zu konzipieren, dass eine ordentliche Golfschläger-Ausstattung dort Platz finden kann.

Pleiten, Pech und Pannen also, wohin man schaut. Brüssel lässt den Betrachter wirklich nur noch den Kopf schütteln!

Gute zwei Stunden dauert die heutige Performance des sprachlich versierten „Krawallsatirikers mit Profilneurose“ (Stern). Dabei versucht Martin Sonnemann doch, wo es nur geht, Krawall zu vermeiden, wenn er mit einer Gruppe Gleichgesinnter samt Fackeln Rahmen eines „zufälligen Zusammentreffens“  durch das Brandenburger Tor marschiert.

Wo das politische Kabarett aufhört, setzt die Satire an.

Dabei werden Grenzen nicht nur berührt, sondern regelmäßig auch überschritten. Verletzungen und Blessuren bleiben da nicht aus.

Mehrheitsfähig wird man so sicherlich nicht, wenngleich sich „Die Partei“ unaufhaltsam auf einer Erfolgsstrecke befände, die nach geschätzten 64 Bundestagswahlen in Deutschland eine absolute Mehrheit vermuten lässt. Mal sehen, ob es bis dahin unsere Bundesrepublik überhaupt noch gibt.

Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben leider gnadenlos!

Auch einen Martin Sonneborn, der bis auf weiteres, wenn er mal nicht gerade als EU-Parlamentarier (un)tätig ist, das Satireressort SPAM bei Spiegel-Online leitet und dem Satire-Magazin Titanic, damit dem Thema seiner Magisterarbeit, immer noch sehr verbunden scheint.

Insbesondere die vielen Studentinnen und Studenten im Publikum mögen ihn aufgrund seiner außerordentlichen Qualifikation im Frageteil mit „Herr Magister“ ansprechen. Der Bachelor wird mit der Partei „Die Partei“ ohnehin demnächst in geschätzten (64 mal 4)  256 Jahren abgeschafft. Mich betrifft es so oder so nicht.

Allerdings darf ich mir die heutige „Heute Show“, bei der auch der „Faulenzer“ bereits einige Male als „Außen-Reporter“ auftrat, in der Mediathek ansehen.


Bildergalerie


Kommentare sind geschlossen.

error: Please respect © copyright, content is protected!