Würzburger Hafensommer
Im Jahre 2016 aufgrund akuter personeller Engpässe bei der Stadt Würzburg kein Jubiläum des Festivals
Ankündigung und Vorbericht (Festival)
Würzburg (music-on-net) – Eigentlich sollte auf diesem Blog in den nächsten Tagen auf die sehnlichst erwarteten ersten Künstler des diesjährigen Würzburger Hafensommers hingewiesen werden. Aber nicht ein einziger Künstler wurde bis gestern benannt. Ein frisches „Layout 2016“ im bewährten Format einer Postkarte, sozusagen als Jahreslosung und „Header“, war bis dato ebenfalls nicht verfügbar gewesen.
Ohne diese vom Veranstalter zur Verfügung zu stellenden Basis-Informationen sollte allerdings meine kleine Vorankündigungs-Kampagne für den diesjährigen Hafensommer nicht starten.
Nun kommt alles anders als erwartet.
Elektronische Post mit einem Briefkopf, der an einen rostigen Kahn erinnert, erreicht mich am 8. Februar 2016. Doch nun der Reihe nach.
Im Herbst des letzten Jahres zeichnete sich die von vielen gewünschte Rückkehr des liebgewonnenen, gut zweiwöchigen, Musikfestivals auf das Stammgelände am Fuße des Würzburger Heizkraftwerkes endlich ab. Drei Jahre lang war das Festival, um die gewünschte Kontinuität zu wahren, auf die Mainwiesen ausgewichen. Notwendige Arbeiten an der Kaimauer hatten die schmerzliche Verlegung des Events erforderlich gemacht. Einen drohenden Ausfall für wenigstens zwei Jahre wollte man seitens des Veranstalters verständlicherweise vermeiden.
Keine Mühe hatte man daraufhin gescheut, um auf den Mainwiesen „das Original“ mit einer mehrreihigen Tribünenanlage samt großer Bühne zu simulieren. Auch die damit einhergehende Präsenz von etlichen „Zaungästen“ neben dem Gelände und im vorgelagerten Cateringbereich hatte man dabei über drei Veranstaltungsperioden hinweg billigend in Kauf genommen, dabei auf sicherlich nicht unerhebliche Einnahmen aus Kartenverkäufen bereitwillig verzichtet. Die Marke „Würzburger Hafensommer“ sollte schlichtweg präsent bleiben.
Zum 10-jährigen Jubiläum sollten die Gäste nun endlich – auf der harten Betontreppe sitzend, vor Begeisterung dort auch gerne stehend – wieder das Treiben auf der schwimmenden Bühne betrachten und anhören dürfen.
Prinzipiell gute Aussichten also, um den Würzburger Hafensommer neben dem alljährlichen Mozartfest, dem Africa-Festival, dem Umsonst-und-Draussen-Festival und dem STRAMU-Festival weiter und stärker noch im Kulturangebot der Stadt fest zu verankern.
Und jetzt soll diese Konzertreihe aufgrund akut aufgetretener personeller Engpässe ausgerechnet im Jahre des runden Geburtstages ausfallen und auf dem Trockendock liegend, in aller Ruhe Reparaturen und sonstige Maßnahmen über sich ergehen lassen, damit die Tauglichkeit für das Befahren der Weltmeere der Musik gesichert bleibt?
Der Würzburger Hafensommer hatte sich in den letzten Jahren zunehmend zu einer „festen Größe im Festivalkalender“ über die Region hinaus entwickelt. Mit seinem exquisiten Programm konnte er die Fachpresse, viele Freunde und Neugierige der zeitgenössischen Musik, eben auch mich, immer wieder aufs Neue überzeugen und überraschen. Nur so erklärt sich, dass seit Ende November 2015 die sogenannten „Early-Bird-Tickets“ für Frühbucher angeboten und verkauft wurden, ohne dass auch nur auch ein Künstler bis heute namentlich bekannt gegeben wurde.
Nun dürfen ausgerechnet die treuesten Anhänger des Festivals ihre Tickets zur Vorverkaufsstelle ins Falkenhaus wieder zurückbringen und gegen Bares eintauschen.
Natürlich wird ein derartiges Vorgehen des Veranstalters zu einem Vertrauensverlust nicht nur bei den Künstlern, mit denen der künstlerische Leiter Jürgen Königer bisher in Verhandlung gestanden haben dürfte, sondern leider auch bei den Besuchern, die eigentlich die idealen Multiplikatoren für diese erlesene Konzertreihe sein sollten, führen.
Ob dieser Schaden ohne weiteres reparabel sein wird, dürfte sich Ende dieses Jahres zeigen, wenn – vermutlich wieder in Unkenntnis des Programms – die Early-Bird-Tickets für den Hafensommer 2017 beworben werden.
Mögen die „Reparaturarbeiten am Würzburger Hafensommer“ letztlich zum nachhaltigen Erfolg dieses alljährlichen Events führen. Die vorgetragenen personellen Engpässe im Kulturbereich der Stadt Würzburg – der Einkauf organisatorischer und administrativer Unterstützung bei Externen stand offensichtlich nicht zur Diskussion – mit der daraus resultierenden Konsequenz für das Jahr 2016 haben den „Kulturfrachter Hafensommer“ zumindest in eine bedenkliche Schieflage gebracht.
Falls auf diese Art und Weise das „Kentern des Kulturfrachters“ verhindert werden kann, wäre die beschlossene Aussetzung des Hafensommers in diesem Jahre „eine“ richtige, wenngleich für viele, bestimmt auch für den künstlerischen Leiter, sehr schmerzliche Entscheidung gewesen.
© Gerald Langer
Anmerkung:
In meinem persönlichen Blog habe ich mich zum Thema Würzburger Hafensommer auch noch einmal umfangreich geäußert.
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